Spültechnik | Ausblick

"Die Realität ist besser als suggeriert"

Wie blicken die Marktführer im Segment gewerbliche Spülmaschinen ins Jahr 2023? Think positive, lautet das Motto, nicht zuletzt angesichts der Mehrwegangebots-Pflicht.
fbk
Wie blicken die Marktführer im Segment gewerbliche Spülmaschinen ins Jahr 2023? Think positive, lautet das Motto, nicht zuletzt angesichts der Mehrwegangebots-Pflicht.

Von vorsichtig bis besonders zuversichtlich – die gvpraxis-Blitz-Umfrage unter den Profis der gewerblichen Küchentechnik im Vorfeld der Internorga stimmt eigentlich positiv. Innovationen haben die Umwelt im Blick, Aktionen die Wiederbelebung der Hospitality und Gemeinschaftsgastronomie. Doch noch ist nicht alles safe in der Welt der Industrie.

Jetzt kennen wir sie wohl alle: die Multi-, Eine-nach-der-anderen- und Dauerkrisen dieser Welt, wünschen uns ein großes Durchatmen. Doch der einen Leid, ist der anderen Freud. So manches Unternehmen sahnt bei der Energie- und Rohstoffkrise ordentlich ab. Nur ein Beispiel: Der Schweizer Bergbaukonzern und Rohstoffhändler Glencore hat sein Ebit um fast zwei Drittel auf etwa 34,1 Mrd. Dollar (31,7 Mrd. Euro) gesteigert. Nach zwei Jahren mit Verlusten fährt das Unternehmen Rekordgewinne ein: Unter dem Strich stieg der Gewinn mit 17,3 Mrd. Dollar (16,3 Mrd. Euro) im Vergleich zu 2021 auf fast das Dreieinhalbfache. Der enorme Bedarf an Rohstoffen und die Lieferkettenprobleme trieben die Preise für viele Metalle des Konzerns auf Rekordniveau.

„Wir planen mit einer Umsatzsteigerung gegenüber 2022.“
Michael Mayer, Geschäftsführer, Meiko

Wirtschafts- und Sicherheitsfaktor China

Die Gesamtlage: Trotz schwächelnder Konjunktur blieb mit einem Außenhandelsumsatz von 297,9 Mrd. Euro das siebte Jahr in Folge China Deutschlands größter Handelspartner. Während der Wert der Warenimporte aus der Volksrepublik um 33,6 Prozent auf den Rekordwert von 191,1 Mrd. Euro stieg, legten die Exporte "Made in Germany" lediglich um 3,1 Prozent auf 106,8 Mrd. Euro zu. Es folgen als wichtigste Handelspartner die USA mit einem Umsatz von 247,8 Mrd. und die Niederlande mit 233,6 Mrd. Euro.

Doch ist hier ein grundlegender Wandel in Arbeit. Nicht nur die Technik-Hersteller, die zu einem erheblichen Maße auf Elektronikbauteile aus China angewiesen sind, versuchen neue Wege zu gehen, neue Lieferanten zu finden und Quellen zu erschließen. Auch die Bundesregierung sucht mit Blick auf die wachsende Nähe zwischen China und Russland die Unabhängigkeit vom Weltwirtschaftsriesen im fernen Osten.

Michael Mayer: "Wir freuen uns auf ein Jahr ohne Corona-Einschränkungen, freuen uns auf persönliche Kontakte mit unseren Partnern und Kunden."
Meiko
Michael Mayer: "Wir freuen uns auf ein Jahr ohne Corona-Einschränkungen, freuen uns auf persönliche Kontakte mit unseren Partnern und Kunden."
Dabei spielt Cyber-Sicherheit eine Hauptrolle, selbstverständlich auch für Großküchentechnikhersteller und ihre Kunden. Stichwort Vernetzung. Geprüft werden derzeit laut dpa mögliche Einschränkungen für die chinesischen Technologie-Konzerne Huawei und ZTE. Sollte sich herausstellen, dass Bauteile der Lieferanten ein Sicherheitsrisiko darstellen, werde die Bundesregierung den Mobilfunkanbietern nicht nur verbieten, diese zu verwenden, sondern sie auch dazu auffordern, ihre Anlagen entsprechend umzurüsten. Derweil investiert der US-amerikanische Konzern Apple am Standort München eine weitere Milliarde Euro in sein Europäisches Zentrum für Chip-Design. 

Die meisten deutschen Exporte gingen wie bereits seit 2015 in die USA. Dorthin wurden Waren im Wert von 156,1 Mrd. Euro ausgeführt (plus 27,9%). Die Importe aus den Vereinigten Staaten stiegen um 26,8 Prozent auf 91,7 Mrd. Euro. Nach der Automobilindustrie gehören weiterhin Maschinen zu den wichtigsten deutschen Exportgütern.

„Es freut uns, dass das Thema Nachhaltigkeit an Fahrt aufnimmt.“
Manfred Kohler, Geschäftsführer Hobart

Lieferzuverlässigkeit verbessert

Die Technikhersteller benötigen viel Stahl und Energie, um ihre Kunden glücklich zu machen – und gerieten durch die Folgen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges in die Klemme. Positiv: Als Teil einer extrem krisengebeutelten Hospitality-Branche haben sich die Techniker in der Corona-Zeit als wahre Partner erwiesen, flexible Preis- und Leasing-Modelle angeboten, alte Geräte zurückgenommen und Schulungen wie auch Service auf mobil, digital und remote umgestellt.

Manfred Kohler, Geschäftsführer, Hobart: "Wir sind in allen Produktreihen lieferfähig."
Hobart/Michael Bode
Manfred Kohler, Geschäftsführer, Hobart: "Wir sind in allen Produktreihen lieferfähig."
Während allerdings die Corona-Schutzmaßnahmen nur wenige Betriebe lahmgelegt hatten, so stellte im Frühjahr 2022 das teure Gas Industrie wie Gastronomie auf den Kopf, drohte Bänder lahm zu legen, Heiz- und Backöfen kaltzustellen. Gefallene Maskenpflicht und Corona-Einschränkungen schickten die Krankenzahlen dann steil – und schließlich ließen die Energie-Preis-Rekorde 2022 keine Wahl mehr: Die Preise mussten angepasst werden. 


„Aktuell haben wir über alle Segmente eine konstante Nachfrage, gleichbleibend zum vergangenen Jahr.“
Rudi Seubert, Geschäftsführer Winterhalter

Lieferkette stabilisiert, Preisspirale entschleunigt

"Mit einer nennenswerten Entspannung bei den Rohstoffpreisen rechnen wir frührestens ab 2024", äußert sich zum Beispiel Hobart-Geschäftsführer Manfred Kohler vorsichtig zur Lage an den Rohstoffmärkten: "Momentan befeuern globale Risiken und politische Konflikte weiterhin die Energiekosten und reduzieren die Verfügbarkeit von Rohstoffen." Während sich letztere jedoch durchaus zu verbessern scheint, tauchen Probleme eher ad hoc oder punktuell auf: "Vereinzelt gibt es Lieferanten verschiedener Material-/Bauteilgruppen, die aus unterschiedlichsten Gründen ihren Mengenzusagen nicht vollständig nachkommen", so Michael Mayer, Geschäftsführer bei Meiko.

Geschäftsführer Rudi Seubert sieht sein Unternehmen Winterhalter weitestgehend lieferfähig, wie auch seine Kollegen, warnt aber nicht als einziger vor weiterhin preissensiblen Zeiten: "Wir mussten 2022 unsere Preise anpassen, und zum 1. April 2023 werden wir unsere Preise nochmals erhöhen müssen." Das Limit scheint damit zumindest bei den drei Frontrunnern der Spültechnik erreicht. "Unsere letzte Preiserhöhung beinhaltet unsere aktuellen Inflationserwartungen für das gesamte Jahr – somit planen wie keine weitere Preissteigerung in 2023", versichert zum Beispiel Manfred Kohler. Auch Meiko hat 2023 bislang keine Preise erhöht oder eine Anpassung geplant. Dennoch hält auch Michael Mayer die Lage weiterhin für labil: "Für das komplette Jahr 2023 können wir dies zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht ausschließen."

Rudi Seubert, Geschäftsführer Winterhalter: "Aktuell stellen wir bei der Lieferkettenzuverlässigkeit eine Entspannung fest. Wir hoffen, dass das so bleibt und ich morgen meine Aussage nicht revidieren muss."
Winterhalter Deutschland
Rudi Seubert, Geschäftsführer Winterhalter: "Aktuell stellen wir bei der Lieferkettenzuverlässigkeit eine Entspannung fest. Wir hoffen, dass das so bleibt und ich morgen meine Aussage nicht revidieren muss."

Die Gastronomie lebt

Wie hat sich die Lage in der Gemeinschafts- und freien Gastronomie entwickelt, wie sind die Aussichten? "Die Nachfrage steigt derzeit in den meisten Bereichen an" (M. Kohler) oder "ist konstant" (R. Seubert). Michael Mayer erteilt medialen und sonstigen Unkenrufen gerne eine Abfuhr: "Für das Jahresende 2022/Frühjahr 2023 wurden bekanntlich negative Prognosen gestreut – Energieausfälle, existenzielle Energiekostensteigerungen, Rezession, Kaufzurückhaltung. Die Realität ist besser als suggeriert."

Nicht ganz ungelegen dürfte den Spülmaschinen-Experten die längst überfällige Pflicht für die Gastronomie sein, Mehrweggeschirr für To go anzubieten. Während die Gemeinschaftsgastronomie an dieser Stelle vorbildlich aufgestellt ist und in der Regel über die entsprechende Spültechnik verfügt, kommen nun neue Kunden in den Blick: Wenn große Markengastronomien, deren Konzept jahrzehntelang auf Einweggeschirr selbst für den Vor-Ort-Verzehr basierte, jetzt Spültechnologie für Mehrwegschalen und -becher brauchen, geht es um tausende Gastro-Locations. Allein Burger King und McDonald's zählen in Deutschland deutlich über 2.000 Units. Städte und Gemeinden sowie unabhängige Dienstleister bemühen sich, die entsprechende Spüllogistik sowohl für Events als auch für To-go-Locations wie kleine Pizzerien und Dönerbuden auf die Beine zustellen. Viele von ihnen haben auch ohne Pflicht längst erkannt, dass Einweg so nicht weitergehen und Mehrweg durchaus sogar günstiger sein kann. 

Alle drei Spültechnik-Spezialisten blicken also nicht unbedingt mega gelassen, aber positiv ins Jahr, auf den zu erwartenden Umsatz und freuen sich auf die Internorga – erstmals live am Stand seit 2019. Die Ausgabe 2022 der Weltleitmesse für Hospitality hatten die drei Marktführer aus Deutschland ausgelassen. Nun sind sie wieder da und freuen sich auf die "Mehrwegrevolution", Gastronomie und Messe ohne Einschränkungen und darauf, ihre Produktneuheiten live zu präsentieren. Wir dürfen gespannt sein.
Guter Jahresstart der Industrie, dpa
Die deutsche Industrie ist überraschend mit einem Auftragsplus ins neue Jahr gestartet. Im Januar zog der Auftragseingang im Vergleich zum Dezember um 1,0 Prozent an, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Analysten hatten dagegen im Schnitt mit einem Rückgang um 0,7 Prozent gerechnet. Der bereits kräftige Auftragszuwachs im Vormonat wurde nachträglich von 3,2 auf 3,4 Prozent angehoben.

"Auf den ersten Blick ein guter Start ins Jahr", kommentierte Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. Auch Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, kommentierte die Zahlen zuversichtlich: "Die Auftragseingänge starten ordentlich in das neue Jahr." Auf den zweiten Blick falle die Entwicklung sogar noch besser aus, denn ohne die Berücksichtigung der volatilen Großaufträge stehe ein Zuwachs von 2,9 Prozent zu Buche.

Im Detail fiel die Entwicklung jedoch durchwachsen aus. Während die Inlandsnachfrage mit einem Minus von 5,3 Prozent deutlich schwächelte, präsentierte sich die Nachfrage aus dem Ausland mit plus 5,5 Prozent von ihrer starken Seite. Aus dem Ausland kamen jedoch weniger Aufträge aus der Eurozone, dafür deutlich mehr Bestellungen aus dem restlichen Ausland.

Auch nach Produktgruppen ergibt sich kein einheitliches Bild: Während Investitionsgüter wie Maschinen deutlich mehr bestellt wurden, gingen die Aufträge für Vorleistungs- und Konsumgüter deutlich zurück.

Die deutsche Industrie hat ein turbulentes Jahr hinter sich. 2022 litten die Unternehmen nicht nur unter den vielfachen Verwerfungen wegen des Ukraine-Kriegs. Auch die anhaltenden Lieferprobleme im Welthandel – eine wirtschaftliche Folge der Corona-Pandemie – belasteten die Branche erheblich. Zuletzt haben sich diese Engpässe aber tendenziell verringert.


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