Von vorsichtig bis besonders zuversichtlich – die gvpraxis-Blitz-Umfrage unter den Profis der gewerblichen Küchentechnik im Vorfeld der Internorga stimmt eigentlich positiv. Innovationen haben die Umwelt im Blick, Aktionen die Wiederbelebung der Hospitality und Gemeinschaftsgastronomie. Doch noch ist nicht alles safe in der Welt der Industrie.
Jetzt kennen wir sie wohl alle: die Multi-, Eine-nach-der-anderen- und Dauerkrisen dieser Welt, wünschen uns ein großes Durchatmen. Doch der einen Leid, ist der anderen Freud. So manches Unternehmen sahnt bei der Energie- und Rohstoffkrise ordentlich ab. Nur ein Beispiel: Der Schweizer Bergbaukonzern und Rohstoffhändler Glencore hat sein Ebit um fast zwei Drittel auf etwa 34,1 Mrd. Dollar (31,7 Mrd. Euro) gesteigert. Nach zwei Jahren mit Verlusten fährt das Unternehmen Rekordgewinne ein: Unter dem Strich stieg der Gewinn mit 17,3 Mrd. Dollar (16,3 Mrd. Euro) im Vergleich zu 2021 auf fast das Dreieinhalbfache. Der enorme Bedarf an Rohstoffen und die Lieferkettenprobleme trieben die Preise für viele Metalle des Konzerns auf Rekordniveau.
Wirtschafts- und Sicherheitsfaktor China
Doch ist hier ein grundlegender Wandel in Arbeit. Nicht nur die Technik-Hersteller, die zu einem erheblichen Maße auf Elektronikbauteile aus China angewiesen sind, versuchen neue Wege zu gehen, neue Lieferanten zu finden und Quellen zu erschließen. Auch die Bundesregierung sucht mit Blick auf die wachsende Nähe zwischen China und Russland die Unabhängigkeit vom Weltwirtschaftsriesen im fernen Osten.
Die meisten deutschen Exporte gingen wie bereits seit 2015 in die USA. Dorthin wurden Waren im Wert von 156,1 Mrd. Euro ausgeführt (plus 27,9%). Die Importe aus den Vereinigten Staaten stiegen um 26,8 Prozent auf 91,7 Mrd. Euro. Nach der Automobilindustrie gehören weiterhin Maschinen zu den wichtigsten deutschen Exportgütern.
"Auf den ersten Blick ein guter Start ins Jahr", kommentierte Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. Auch Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, kommentierte die Zahlen zuversichtlich: "Die Auftragseingänge starten ordentlich in das neue Jahr." Auf den zweiten Blick falle die Entwicklung sogar noch besser aus, denn ohne die Berücksichtigung der volatilen Großaufträge stehe ein Zuwachs von 2,9 Prozent zu Buche. Im Detail fiel die Entwicklung jedoch durchwachsen aus. Während die Inlandsnachfrage mit einem Minus von 5,3 Prozent deutlich schwächelte, präsentierte sich die Nachfrage aus dem Ausland mit plus 5,5 Prozent von ihrer starken Seite. Aus dem Ausland kamen jedoch weniger Aufträge aus der Eurozone, dafür deutlich mehr Bestellungen aus dem restlichen Ausland. Auch nach Produktgruppen ergibt sich kein einheitliches Bild: Während Investitionsgüter wie Maschinen deutlich mehr bestellt wurden, gingen die Aufträge für Vorleistungs- und Konsumgüter deutlich zurück. Die deutsche Industrie hat ein turbulentes Jahr hinter sich. 2022 litten die Unternehmen nicht nur unter den vielfachen Verwerfungen wegen des Ukraine-Kriegs. Auch die anhaltenden Lieferprobleme im Welthandel – eine wirtschaftliche Folge der Corona-Pandemie – belasteten die Branche erheblich. Zuletzt haben sich diese Engpässe aber tendenziell verringert.Lieferzuverlässigkeit verbessert
Lieferkette stabilisiert, Preisspirale entschleunigt
Geschäftsführer Rudi Seubert sieht sein Unternehmen Winterhalter weitestgehend lieferfähig, wie auch seine Kollegen, warnt aber nicht als einziger vor weiterhin preissensiblen Zeiten: "Wir mussten 2022 unsere Preise anpassen, und zum 1. April 2023 werden wir unsere Preise nochmals erhöhen müssen." Das Limit scheint damit zumindest bei den drei Frontrunnern der Spültechnik erreicht. "Unsere letzte Preiserhöhung beinhaltet unsere aktuellen Inflationserwartungen für das gesamte Jahr – somit planen wie keine weitere Preissteigerung in 2023", versichert zum Beispiel Manfred Kohler. Auch Meiko hat 2023 bislang keine Preise erhöht oder eine Anpassung geplant. Dennoch hält auch Michael Mayer die Lage weiterhin für labil: "Für das komplette Jahr 2023 können wir dies zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht ausschließen."
Die Gastronomie lebt
Nicht ganz ungelegen dürfte den Spülmaschinen-Experten die längst überfällige Pflicht für die Gastronomie sein, Mehrweggeschirr für To go anzubieten. Während die Gemeinschaftsgastronomie an dieser Stelle vorbildlich aufgestellt ist und in der Regel über die entsprechende Spültechnik verfügt, kommen nun neue Kunden in den Blick: Wenn große Markengastronomien, deren Konzept jahrzehntelang auf Einweggeschirr selbst für den Vor-Ort-Verzehr basierte, jetzt Spültechnologie für Mehrwegschalen und -becher brauchen, geht es um tausende Gastro-Locations. Allein Burger King und McDonald's zählen in Deutschland deutlich über 2.000 Units. Städte und Gemeinden sowie unabhängige Dienstleister bemühen sich, die entsprechende Spüllogistik sowohl für Events als auch für To-go-Locations wie kleine Pizzerien und Dönerbuden auf die Beine zustellen. Viele von ihnen haben auch ohne Pflicht längst erkannt, dass Einweg so nicht weitergehen und Mehrweg durchaus sogar günstiger sein kann.
Alle drei Spültechnik-Spezialisten blicken also nicht unbedingt mega gelassen, aber positiv ins Jahr, auf den zu erwartenden Umsatz und freuen sich auf die Internorga – erstmals live am Stand seit 2019. Die Ausgabe 2022 der Weltleitmesse für Hospitality hatten die drei Marktführer aus Deutschland ausgelassen. Nun sind sie wieder da und freuen sich auf die "Mehrwegrevolution", Gastronomie und Messe ohne Einschränkungen und darauf, ihre Produktneuheiten live zu präsentieren. Wir dürfen gespannt sein.