Gesund und klimafreundlich – aber vor allem auch lecker für die Gäste soll das Tübinger Schulessen werden. Nun hat die Stadt sich nach der bundesweit ersten dezidiert nachhaltigen Ausschreibung einen Caterer eruiert.
Das nachhaltige Essen in Tübingens städtischen Schulen ist gesichert. Wie die Stadt mitteilt, ging der Auftrag für die Belieferung und Bewirtschaftung an das Stuttgarter Familienunternehmen Stollsteimer. In dritter Generation setzt der biozertifizierte Caterer auf lokale und regionale Erzeuger sowie "grünen" Strom.
Mit Beginn des neuen Schuljahres wird die Firma Stollsteimer GmbH die Tübinger Schulen in kommunaler Trägerschaft mit Essen beliefern bzw. bewirtschaften. "Wir kennen die Firma Stollsteimer als verlässlichen Lieferanten für das Essen in unseren Kindertageseinrichtungen und
vielen Grundschulen sowie als langjährigen Caterer der Mensa Uhlandstraße. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit einem regionalen Partner", sagt
Bürgermeisterin Dr. Daniela Harsch.
Ökologische Kriterien erfüllt
Mit der
Neuausschreibung des Schulessens hatte die Universitätsstadt Tübingen nach einem entsprechenden Beschluss des Gemeinderats eine wesentliche Neuausrichtung vorgenommen: Statt der häufig gesetzten Kriterien wie Preis, Probeessen und Bio-Anteil waren ökologische Kriterien wie
Klima-Bilanz und Wasserverbrauch der Gerichte mit entscheidend für die Vergabe des Auftrags. Ebenfalls einbezogen wurde der sogenannte
Vita-Score. Er beschreibt, wie gesund ein Mittagessen ist. Beraten wurde die Stadtverwaltung für die Ausschreibung von der ODS GmbH, die dazu neben der eigenen Expertise das Bewertungssystem des Schweizer Eaternity Instituts einbrachte.
Die neuen Speisepläne sollen die CO
2-Emissionen und den Wasserverbrauch des Schulessens mehr als halbieren, unter anderem auch, um als Stadt Tübingen spätestens bis zum Jahr 2030 klimaneutral zu agieren. In der Regel werde künftig
einmal pro Woche Fleisch oder Fisch angeboten, dominieren sollen jedoch pfiffige und vollwertige vegetarische Menüs.
Kontroll-Instanz Tischgast
"Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Speisen alle benötigten Nährstoffe liefern, damit die Kinder gesund aufwachsen", sagt
Geschäftsführer Philipp Stollsteimer. Vor allem schmecken soll es den Kindern, betonen städtische Entscheiderinnen und Entscheider wie auch die neuen Caterer: "Es wird
mindestens zweimal im Schuljahr eine strukturierte Befragung in den Mensen geben. Dabei werden wir die Kinder direkt um ein Feedback zum Essen bitten und darauf reagieren", verspricht der
Leiter des Fachbereichs Bildung, Betreuung, Jugend und Sport Manfred Niewöhner.
Per Elternbrief und Faltblatt werden die Familien der Schülerinnen und Schüler über das neue Schulessen informiert. Bargeld soll künftig passé sein bzw. das Bezahlen für die jüngeren Jahrgänge vereinfacht werden. An den Grundschulen wird das
Mittagessen zusammen mit den Betreuungsgebühren über die Stadtverwaltung abgerechnet, nicht mehr über den Caterer. Der
Preis bleibe unverändert, heißt es seitens der Stadt. Über ein
Anmeldeformular auf der städtischen Homepage können die kleinen Essensgäste angemeldet werden. In den ersten beiden Schulwochen sei sichergestellt, dass die Kinder sofort ab Anmeldung mitessen können.
Ein einheitliches und einfaches Kassen- und Bezahlsystem soll bis Ende des Jahres an den weiterführenden Schulen eingerichtet sein. Bis dahin wird die Stollsteimer GmbH eine Barkasse betreiben. Damit die Essensausgabe dennoch schnell erfolgen kann, kosten die Menüs in dieser Zeit 4 Euro statt 3,95 Euro.
Das 1937 gegründete Familienunternehmen wird in dritter Generation geführt. Der Caterer mit 150 Mitarbeitern bezieht Nudelspezialitäten direkt in Schwaben, Feldgemüse sowie Obst und anderes Gemüse aus Filderstadt bzw. Berglen-Kottweil. Für die 220 Kunden der Segmente Education, Business und Care verlassen laut eigenen Angaben täglich rund 11.000 Menüs die Küche in Stuttgart. Das biozertifizierte Unternehmen bezieht zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien erzeugten Strom und erhielt 2017 die Auszeichnung "Schmeck den Süden" des baden-württembergischen Dehoga-Landesverbandes. Der Umsatz lag 2020 durch die monatelangen Lockdowns für Kitas, Schulen, Events und auch Betriebsrestaurants bei 12 Mio. Euro. Vor der Corona-Krise standen für das Geschäftsjahr 2019 noch 17 Mio. Euro unter dem Strich.