Carbon Management

"Klimadienstleister sind wichtige Helfer nachhaltiger Transformation"

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"Wenn Unternehmen künftig erfolgreich sein wollen, müssen sie eine echte grüne Transformation auch beim Geschäftsmodell vollziehen", sagt Professor Christian Kroll.
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"Wenn Unternehmen künftig erfolgreich sein wollen, müssen sie eine echte grüne Transformation auch beim Geschäftsmodell vollziehen", sagt Professor Christian Kroll.

Als Professor für nachhaltiges Management bildet Christian Kroll an der IU Internationalen Hochschule die Führungskräfte der Zukunft aus. Er berät Unternehmen rund um den Globus zum Thema Nachhaltigkeit und hält Vorlesungen über nachhaltige Finanzen, Kreislaufwirtschaft und soziale Verantwortung von Unternehmen. Kroll hat an der London School of Economics und der Hertie School of Governance in Berlin geforscht und gelehrt.

GREEN.WORKS: Herr Professor Kroll, Sie bilden künftige Generationen von Managern aus. Was bringen Sie ihnen über Klimadienstleister bei?
Prof. Christian Kroll: Das wichtigste Prinzip beim Klimaschutz ist, dass wir Emissionen verringern und vermeiden, bevor wir kompensieren. Das ist für Unternehmen zu beachten bei der Auswahl eines Klimadienstleisters. Er sollte diesem Prinzip folgen – und das Unternehmen auch herausfordern, sich in erster Instanz auf das Vermeiden und Verringern zu konzentrieren.

„Die Implementierung spielt sich im Unternehmen selbst ab. Dafür ist das C-Level-Commitment entscheidend.“
Prof. Christian Kroll
Wenn wir über Dienstleister sprechen, dann kommt vielen erst einmal das Thema Kompensation von Treibhausgasen in den Sinn, dass also Zertifikate von Klimaschutzprojekten gekauft werden, um verursachte Emissionen an anderer Stelle zu reduzieren oder zu binden.
Ja, manche Dienstleister haben diesen Weg zur Klimaneutralität in der Vergangenheit sehr stark in den Fokus gerückt. Das ist aber nicht der effektivste Weg, wenn wir die Pariser Klimaziele erreichen wollen. Dafür reicht Kompensation nicht. Sie ist auch aus anderen Gründen zu kurzsichtig: Wenn Unternehmen künftig erfolgreich sein wollen, müssen sie eine echte grüne Transformation auch beim Geschäftsmodell vollziehen. Das gelingt nur, wenn die Dekarbonisierung in allen Bereichen umgesetzt und gelebt wird. Kompensation ist bequem, aber sie führt allein nicht ans Ziel.

Die Carbon Management-Branche erlebt aktuell einen großen Boom.
Es ist insgesamt schon eine große Erfolgsgeschichte. Klimadienstleister sind wichtige Helfer bei der nachhaltigen Transformation. Bei aller Kritik muss man sehen, dass diese Anbieter eine Menge zur Reduktion der Treibhausgase beigetragen haben und auch weiterhin beitragen. Sie haben vieles im Klimaschutz vereinfacht und mit ihren Impulsen auch viele Unternehmen schon nachhaltiger gemacht.
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Welche Klimaschutzaufgaben kann ein Unternehmen an einen Dienstleister delegieren und was sollte es selbst machen?
Auslagern kann man sehr viel. Aber es ist wie beim Investieren in Aktien: Man muss zumindest nachvollziehen können, was der Dienstleister macht. Das darf keine völlige Blackbox für das Unternehmen sein. Die Dienstleister können die Emissionsberechnungen durchführen, Klimastrategien entwickeln, Reduktionsmaßnahmen vorschlagen und vieles mehr. Aber als Unternehmen muss ich diese Schritte verstehen und letztlich auch die Entscheidungen über die Umsetzung treffen. Die Implementierung spielt sich im Unternehmen selbst ab. Dafür ist das C-Level-Commitment entscheidend.

Letztlich ist es mit der Dekarbonisierung wie mit der Digitalisierung?

Absolut. Das kann größere Umbrüche im Unternehmen nach sich ziehen, wenn man das richtig macht. Dafür braucht es Management-Strukturen, die die gesamte Organisation erfassen und alle Beschäftigten einbinden. Es braucht Klimaschutzmanager oder Nachhaltigkeitsmanagerinnen in den Unternehmen, bei denen die Fäden zusammenlaufen. Aber es darf nicht passieren, dass wir eine separierte Nachhaltigkeitsabteilung haben, die vom Geschäftsmodell abgeschnitten ist. Nachhaltigkeit schließt Profit nicht aus, sie ermöglicht idealerweise langfristigen Profit.
„Unternehmen sollten nicht unterschätzen, dass es auch viel Arbeit ist, sich einen Dienstleister ins Haus zu holen.“
Prof. Christian Kroll
Worauf sollten Unternehmen bei der Zusammenarbeit mit Klimadienstleistern achten?
Sie sollten nicht unterschätzen, dass es auch viel Arbeit ist, sich einen Dienstleister ins Haus zu holen. Das ist ein längerer Prozess, für den im Unternehmen Ressourcen abgestellt werden müssen. Es müssen Informationen zusammengetragen werden. Die Entwicklung und Umsetzung der Klimastrategie erfordert eine aktive Zusammenarbeit mit dem Dienstleister. Konzerne können zudem mehr eigene Ressourcen aufbauen als kleine und mittlere Unternehmen. Letztere haben also einen größeren Informationsbedarf. Doch es lohnt sich, die Klimabilanz zu optimieren. Vorreiter können später auf eine positive Dividende hoffen.
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Wie sehr glauben Sie daran, dass künstliche Intelligenz den Klimaschutz im Unternehmen steuern und vereinfachen kann?
Künstliche Intelligenz breitet sich aus und wird in Zukunft eine wichtigere Rolle spielen. Aber wir brauchen auch die kritische Einordnung und Steuerung der Technik durch den Menschen. Unternehmen sollten nicht den Fehler machen, auf menschliches Klima- und Nachhaltigkeits-Know-how zu verzichten.

Wie sieht der Klimadienstleister der Zukunft aus?
Wir werden sicherlich weiteren technologischen Fortschritt sehen. Abgesehen davon bin ich überzeugt, dass den Dienstleister der Zukunft ein integrierter ESG-Ansatz auszeichnen wird. Es wird weniger reine Klimadienstleister geben und mehr umfassende Dienstleister im Sinne ökonomischer, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit.

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